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Start 1/2019 NÜRNBERG: ECHTE GRÖßE STATT GIGANTISMUS

NÜRNBERG: ECHTE GRÖßE STATT GIGANTISMUS

von Nicole Bichler
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VON ALBRECHT DÜRER BIS ZU DEN REICHSPARTEITAGEN DER NAZIS: NÜRNBERG ATMET GESCHICHTE. UND DOCH IST DIE MITTELALTERLICHE STADT AN KEINER STELLE EIN FREILICHTMUSEUM, SONDERN EINE QUICKLEBENDIGE METROPOLE.

Im mittelalterlichen Stadtkern, der nach dem Zweiten Weltkrieg nahezu vollständig rekonstruiert wurde, häufen sich die Sehenswürdigkeiten: Das alles überragende Wahrzeichen ist die Kaiserburg, die man schon wegen des tollen Blicks über die Stadt besuchen sollte. In einer Dauerausstellung wird die Geschichte der Burg lebendig, die im 11. Jahrhundert zeitweilig Kaiserresidenz war. Auf ganz andere Weise mittelalterliches Flair verströmt der Handwerkerhof:

Hier wird von Bratwürsten und Lebkuchen bis zu Spielzeug und Schmuck alles vor den Augen der Besucher gefertigt, was die Stadt einst berühmt machte. Zurück zu den steinernen Wahrzeichen – dazu gehören auf jeden Fall noch die Frauen- und die Sebaldkirche. Auch in ihrem Inneren bergen sie Schätze: mittelalterliche Glas- und Tafelmalereien in der Frauenkirche, den Reliquienschrein des heiligen Sebaldus in der kurioserweise evangelisch-lutherischen Sebaldkirche.

oben: Das Albrecht-Dürer-Haus aus dem 16. Jahrhundert vermittelt ­authentische Atmosphäre.

unten: DB Museum – das älteste ­Eisenbahnmuseum der Welt im ­modernen Design.

Der berühmteste Sohn der Stadt ist Albrecht Dürer. In seiner originalen Wohn- und Arbeitsstätte, dem Albrecht-Dürer-Haus, erhält man nicht nur einen Überblick über das Schaffen des vielseitigen Renaissance-Malers, sondern bekommt auch einen Einblick in den Alltag des Künstlerhauses. Besonders lebendig wird es, wenn Dürers Frau Agnes – verkörpert von einer Schauspielerin – erzählt. Der Kunst von Albrecht Dürer begegnet man unter anderem auch im Germanischen Nationalmuseum. Es ist das größte kulturgeschichtliche Museum im deutschsprachigen Raum und bildet so unterschiedliche Bereiche wie Medizin, Handwerk, Wissenschaft und Waffen über die Jahrhunderte ab.

An den Schrecken erinnern

Die intakte mittelalterliche Architektur einschließlich einer Befestigungsanlage machte Nürnberg seinerzeit zu einer Lieblingsstadt der Nationalsozialisten. Obgleich die Stadt in den 1920er-Jahren stets sozialdemokratisch regiert wurde, hielt die NSDAP hier Parteitage ab. Für die Aufmärsche und Massenversammlungen wurde eine elf Quadratkilometer große Anlage gebaut, aber nie vollendet. Hier befindet sich heute das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände.

Ein wohltuender Kontrast zum Schauplatz totalitärer Ideologien: das weltoffene Stadtviertel Gostenhof, GoHo abgekürzt. Vintage-Läden, Modeboutiquen, Buchhandlungen und dazwischen jede Menge Lokale und Cafés machen den besonderen Charme des Viertels südwestlich des Stadtkerns aus. Hier findet man immer ein individuelles Mitbringsel (auch für sich selbst!), leckeren Kuchen oder einen exotischen Snack.

Rein ins Grüne:
Liebesinsel im Stadtfluss Pegnitz.

Bildnachweis (von oben nach unten):
iStockphoto/scanrail, /SeanPavonePhoto;
NTZ Nürnberg/Christine Dierenbach