Start 1/2023 GANZ SCHÖN ALT: ERFURT

GANZ SCHÖN ALT: ERFURT

von Nicole Bichler

DIE THÜRINGISCHE LANDESHAUPTSTADT PUNKTET MIT EINEM DER GRÖßTEN MITTELALTERLICHEN STADTKERNE DEUTSCHLANDS. DEN KÖNNEN SIE GUT ZU FUß ERKUNDEN UND DABEI IN DIE GESCHICHTE EINTAUCHEN.

Wollte man Erfurt durch eines seiner Gebäude charakterisieren, wäre es ­vermutlich die Krämerbrücke. Sie überspannt das Flüsschen Gera schon seit Jahrhunderten – zunächst als Holz- und seit dem 14. Jahrhundert als Steinbrücke. Bebaut mit 32 Häusern und mit der Ägidienkirche als Brückenkopf, bildet das schmucke Bauwerk das Highlight unter den weltlichen Bauten Erfurts.

Doch es gibt noch viel mehr zu sehen in der rund drei Quadratkilometer großen ­historischen Altstadt von Erfurt: etwa 25 Pfarrkirchen, eine der ältesten erhaltenen Synagogen Europas, eine Vielfalt ­an Fachwerk- und Bürgerhäusern sowie die ­barocke Zitadelle Petersberg.

Zitadelle Petersberg

Zitadelle Petersberg

Historisch und aus jüngerer Zeit

Heiliges Doppelpack: Dom St. Marien und Severikirche
Im Jahr 742 wird Erfurt erstmals urkundlich erwähnt in Zusammenhang mit der Gründung des Bistums Erfurt. Der Dom St. ­Marien war die Hauptkirche dieses Bistums. Der heutige, im 14. Jahrhundert geweihte Bau ist der Nachfolger des Ursprungsbaus. Nebenan auf dem Domberg steht die Kirche ­St. Severi, eine fünfschiffige gotische Hallen­kirche. Sie steckt wie der Dom voller Kunstschätze.

Dom und St. Severi

Dom und St. Severi

Zeugnisse jüdischen Lebens: Alte Synagoge
Etwa bis zum Jahr 1100 reicht die Geschichte der Alten Synagoge in Erfurt zurück. Damit ist sie die älteste er­haltene Synagoge Mitteleuropas! Das ehemalige Gotteshaus samt dem Ritualbad, der Mikwe, dient heute als Museum. Besucher finden hier Zeugnisse der mittelalterlichen jüdischen Kultur Erfurts und den sogenannten Erfurter Schatz aus dem 13. und 14. Jahrhundert.

Hoch hinaus: Zitadelle Petersberg
Nur noch wenige Städte können sich einer barocken Stadtfestung rühmen. Hier oben können Sie die Aussicht auf die Stadt genießen oder sich mit der Geschichte der Zitadelle beschäftigen. Es gibt eine Ausstellung, Gastronomie, einen Spielplatz und ein Besucherzen­trum. Entweder schweben Sie bequem mittels Aufzug in die Höhe, oder Sie nehmen den Panoramaweg ab dem Domplatz.

Schriftstück in Museum

Luther kennenlernen: Evangelisches Augustinerkloster
Einer der prominentesten Studierenden Erfurts war Martin Luther. 1505 trat er ins Augustinerkloster ein. Die Klosteranlage von 1300 informiert in einer Dauerausstellung über den damaligen Novizen. Auch seine Zelle ist zu besichtigen.

Grün und Gartenbau: egapark
Mehrere Naturschutzgebiete und Grünanlagen laden zum Besuch ein. Die interessanteste davon ist sicherlich der egapark – ein gut erhaltenes Zeugnis der Gartenarchitektur der 1960er Jahre. Im Mittelpunkt des 36 Hektar großen, denkmalgeschützten Areals stehen das größte ornamental bepflanzte Blumenbeet Europas, verschiedene Gärten sowie das Deutsche Gartenbaumuseum.

Lutherdenkmal

Lutherdenkmal

Bauwerke am Ufer

Krämerbrücke und Ägidienkirche

Treiben auf der Krämerbrücke

Auf der Krämerbrücke

Springbrunnen im Egapark

egapark

Entspannt spazieren: Rundgang durchs Andreasviertel
Zum Bummel abseits der Altstadt lädt das Andreasviertel ein. Nur knapp entging es der Abrissbirne. Die kleinen Häuser mit ­ihren Höfen und Gassen wurden liebevoll restauriert. Mittlerweile sieht die Kulisse nicht nur malerisch aus – es ist wieder Leben eingezogen in das ehemalige Handwerkerviertel.

Kulinarische Spezialitäten: nicht alles Wurst
Im Juni findet das Krämerbrückenfest statt, und besonders dann gibt es schmackhafte Thüringer Rostbratwürste und andere Wurstsorten. Wer es fleischlos möchte, findet Salate und Suppen mit den typischen Puffbohnen auf der Speisekarte – so werden die hiesigen nährstoffreichen Ackerbohnen genannt. Süßes Blätterteiggebäck namens Martinshörnchen isst man am 10. November, wenn die Stadt das Martinsfest feiert.

Bildnachweis:
ETMG, ETMG/Barbara Neumann