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Start 1/2024 GUT VORBEREITET IN DIE KLINIK

GUT VORBEREITET IN DIE KLINIK

von Lars Scheumann
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Wenn ein Eingriff im Krankenhaus ansteht, ist die psychische Belastung bei Patienten und Angehörigen oft groß. Eine gute Planung und Begleitung können für alle entlastend sein.

Wenn ein Familienmitglied ins Krankenhaus muss, ist das meistens aufregend. Einige Überlegungen und Vorbereitungen seitens der Angehörigen rund um die stationäre Behandlung können vor allem älteren, schwer erkrankten oder traumatisierten Patienten helfen.

Welche Klinik ist die richtige?

Ist es wichtig, dass die Angehörigen schnell und oft verfügbar sind, erscheint die Klinik im Heimatort ideal. Handelt es sich um eine seltene Erkrankung oder eine komplexe Behandlung, lohnt sich möglicherweise die Anreise in eine weiter entfernte Fachklinik. Ist der Patient dement oder im höheren Lebensalter, könnte eine geriatrische Klinik die beste Wahl sein. Bei der Suche helfen:

Welche Unterlagen werden benötigt?

Bei der Aufnahme ins Krankenhaus werden viele Unterlagen vom Patienten eingefordert. Am besten tragen Sie ein paar Tage vor der Einweisung alles in Ruhe mit dem Betroffen zusammen:

  • Überweisung des behandelten Arztes
  • Versichertenkarte
  • Personalausweis
  • Patientenverfügung
  • Betreuungsverfügung
  • Vorsorgevollmacht
  • aktuelle Befunde
  • aktuelle Medikamentenliste
  • medizinische Ausweise (z.  Marcumar-Pass)
  • Name und Adresse von behandelnden Ärzten
  • Telefonnummern von den nächsten Angehörigen.

Welche Klinik ist die richtige?

Die Klinik fordert viele Unterlagen ein (siehe Kasten). Hat der betreffende Patient bereits eine Patientenverfügung, Betreuungsverfügung und Vorsorgevollmacht? Viele Menschen beschäftigen sich nur ungern damit. Aber gerade vor einem Krankenhausaufenthalt ist es sinnvoll, diese zu klären und zu erstellen – sowohl für den Patienten als auch für seine Angehörigen. Der Verbraucherschutz bietet die Möglichkeit, alle Dokumente online kostenlos zu entwerfen:

www.verbraucherzentrale.de/patientenverfuegung-online

Infoliste für die Pflegeanamnese

Nachdem der Patient auf der Klinikstation aufgenommen wurde, kommt eine Pflegekraft und führt eine Pflegeanamnese durch. Es werden viele Fragen zur körperlichen und geistigen Verfassung gestellt. Bei älteren, schwerhörigen oder dementen Menschen ist es sinnvoll, wenn ein Angehöriger dabei ist. Auch möglich: Vorher abklären, welche Fragen gestellt werden und dem Patienten schriftliche Infos für die Pflegekräfte mitgeben.

Wie können Sie unterstützend wirken?

  • Fürsorge und menschliche Nähe sind im Rahmen der Besuchszeiten gerne erwünscht. Sogar Lieblingsspeisen oder Lebensmittel, die der Patient gerne mag, dürfen Sie mitbringen. Sprechen Sie allerdings vorher ab, ob die Nahrung die medizinische Behandlung nicht gefährdet.
  • Hat der Patient Schmerzen oder andere Belange, vertraut sich aber nur Ihnen an? Dann dürfen auch Sie sich mit diesen Anliegen ans Pflegepersonal bzw. an die Ärzte wenden.
  • Klären Sie mit den Pflegekräften, unter welcher Nummer und zu welcher Zeit Sie die Station telefonisch erreichen können, um z. B. dem Zustand des Patienten zu erfragen, wenn er selbst nicht telefonieren kann.

Dürfen Angehörige zur Behandlung mit?

Als Angehöriger dürfen Sie laut ärztlicher Berufsanordnungen nur dann bei Untersuchungen und Behandlungen des Patienten anwesend sein, wenn dieser und der Arzt zustimmen. Liegt dagegen eine Vorsorgevollmacht für Sie vor oder sind Sie gesetzlicher Betreuer, haben Sie ein Recht darauf, dabei zu sein.

Was ist bei der Entlassung zu planen?

Vereinbaren Sie rechtzeitig für die Tage nach der Entlassung einen Termin beim Haus- oder betreffenden Facharzt. Oft gibt das Krankenhaus im Entlassungsbrief weiterführende Anweisungen für die Therapie, die der Hausarzt veranlassen muss.

Fragen Sie in der Klinik nach, ob der Patient weiterführende Therapiemaßnahmen, Kurzzeitpflege etc. braucht. In der Regel hilft hier der Sozialdienst im Krankenhaus, z. B. bei der Organisation eines Pflegebetts für zu Hause, der Suche nach einem Rehaplatz oder für die vorläufige Beantragung eines Pflegegrades. Nehmen Sie zusammen mit dem Patienten dafür frühzeitig Kontakt zum Sozialdienst auf.

Wenn Sie den Patienten abholen, überprüfen Sie, ob er einen Entlassungsbrief, den aktuellen Medikationsplan und evtl. ein Entlassungsrezept erhalten hat. So kann zu Hause eine nahtlose Weiterversorgung erfolgen.

Nicht unproblematisch:
Mit Diabetes ins Krankenhaus

Obwohl jeder fünfte Klinikpatient Diabetes hat, fehlt es immer mehr an Diabetes-Fachpersonal in den Kliniken. Die Folge: Typ-1- und Typ-2-Patienten, die mit, aber nicht wegen ihres Diabetes ins Krankenhaus müssen, laufen Gefahr, dass ihr Diabetes unzureichend mitbehandelt wird oder dass es sogar zu gefährlichen Stoffwechselentgleisungen und anderen bedrohlichen Komplikationen kommen kann.

Notwendige Absprachen
Der Patient und seine Angehörigen sollten daher zu Beginn der stationären Behandlung die Fortführung der Diabetes-Therapie besprechen. Geben Sie an, ob der Patient Insulinpumpe, Sensor oder CGM-System trägt, welches Insulin oder welche Medikamente er nimmt. Wenn der Betroffene sich im Krankenhaus eigenständig weiter um seinen Diabetes-Management kümmern möchte/kann, sollte das klar abgesprochen werden. Auch beim OP-Vorbereitungsgespräch sollte die Einstellung der Blutzuckerwerte ein wichtiges Thema sein. Mehr Infos und eine Liste mit zertifizierten Diabetes-Kliniken unter: www.ddg.info

Bildnachweis:
stock.adobe.com/Rido