SPÄTESTENS SEIT MÄRZ FORDERT DIE WELTWEITE AUSBREITUNG DES CORONAVIRUS UNSERE GANZE AUFMERKSAMKEIT. ES GEFÄHRDET UNSERE GESUNDHEIT, ZWINGT UNS, UNSEREN ALLTAG EINZUSCHRÄNKEN, LEGT GANZE WIRTSCHAFTSZWEIGE LAHM UND BESCHÄFTIGT WELTWEIT ZAHLREICHE WISSENSCHAFTLER UND MEDIZINER MIT DER SUCHE NACH LÖSUNGEN ZU SEINER EINDÄMMUNG. WIR HABEN HINTERGRUNDINFORMATIONEN ZUM VIRUS ZUSAMMENGEFASST.
KEIN UNBEKANNTER
Das neue Virus SARS-CoV-2 ist kein Einzelgänger. Die Familie der Coronaviren wurde bereits in den 1960er-Jahren entdeckt. Zu ihr gehört auch das SARS-Virus, das im Jahr 2002 eine Pandemie auslöste, oder der im Sommer 2012 im Nahen Osten nachgewiesene Krankheitserreger MERS-CoV (Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus).
WANDELBARE VIREN
Streng genommen sind Viren keine Lebewesen, weil sie keinen Stoffwechsel haben und zur Fortbewegung einen sogenannten Wirt brauchen. Sie bestehen lediglich aus ihrem Erbgut und einer Eiweißhülle. Durch Mutation können sie ihr Erbgut aber schnell ändern, sodass in kurzer Zeit neue Viren entstehen, die auch neue Wirte befallen können. Während Coronaviren bisher hauptsächlich Säugetiere, z. B. Nager, und Vögel infizierten, ist für das aktuelle Coronavirus SARS-CoV-2 auch der Mensch zum Wirt geworden.
KEINE PANIK
In der Geschichte hat es immer wieder Pandemien gegeben. Doch heutzutage ist die Welt besser vorbereitet als noch 2002 bei SARS oder 2009, als sich die „Schweinegrippe“-Pandemie von Mexiko aus verbreitete. Eine internationale Zusammenarbeit sowie die herausragende Gesundheitsversorgung und medizinisch-wissenschaftliche Forschung in Deutschland mit noch nie dagewesenen Hilfsmitteln sind gute Gründe, um zuversichtlich zu sein.
KEINE VOREILIGEN SCHLÜSSE
Über mögliche Langzeitfolgen einer überstandenen Covid-19-Erkrankung lassen sich zurzeit noch keine belegbaren Aussagen treffen, so die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP).
COVID-19
Eine durch das Coronavirus verursachte Erkrankung wird Covid-19 genannt – „Co“ für Corona, „vi“ für Virus, „d“ für disease (engl.: Krankheit) und 19 für das Jahr der Entdeckung.
KEIN EINHEITLICHER VERLAUF
Das Virus vermehrt sich hauptsächlich im Rachen und kann deshalb leicht per Tröpfcheninfektion übertragen werden. Das erklärt die schnelle Verbreitung. Gelangt es jedoch in die unteren Atemwege, kommt es zu einem deutlich schwereren Krankheitsverlauf – einer atypischen Lungenentzündung mit Flüssigkeitsansammlung und Anschwellen der Lunge. Da unsere Abwehrzellen das Virus aufnehmen, gelangt es in das Gewebe zwischen den Lungenbläschen, was den Betroffenen das Atmen zunehmend erschwert.
NEUES PROGRAMM
Dringt das SARS-CoV-2 in eine menschliche Körperzelle ein, schleust es sein eigenes Erbgut hinein. Das wiederum programmiert unsere Zelle so um, dass sie selbst Viren produziert. Diese werden freigesetzt und befallen weitere Zellen unseres Körpers.
DAS SAGT DER VIROLOGE
Dr. Martin Stürmer,
Virologe und Mitglied der BKK Akzo Nobel.
Wir haben den renommierten Virologen Dr. Martin Stürmer zu Corona befragt. Er leitet ein Medizinlabor und ist
Lehrbeauftragter für Virologie am Klinikum der Goethe-Universität in Frankfurt am Main.
GESUNDHEIT: Herr Dr. Stürmer, wie ist SARS-CoV-2, so die korrekte Bezeichnung des neuen Coronavirus, auf einmal entstanden?
GESUNDHEIT: Warum ist die Erkrankung Covid-19 gefährlicher als eine Grippe (Influenza)?
GESUNDHEIT: Warum dauert die Entwicklung eines Impfstoffs so lange?
GESUNDHEIT: Inwiefern kann jemand, der sich infiziert hat, nach seiner Gesundung noch Überträger sein?
Dr. Martin Stürmer: Ist man selbst wieder gesund, kann man das Virus auch nicht mehr auf andere übertragen. Wir gehen derzeit davon aus, dass eine Gesundung nach 14 Tagen ab Symptombeginn zuzüglich zwei aufeinanderfolgenden symptomfreien Tagen gegeben ist. Bei Patienten im Krankenhaus müssen außerdem zwei PCR-Tests* negativ sein. Aber Achtung: Wer eine Infektion überwunden hat, ist nach heutigem Stand** zwar zumindest für mehrere Jahre immun – längerfristig ist eine erneute Ansteckung aber durchaus möglich.
* PCR-Test (polymerase chain reaction): Test zur Erkennung einer Virusinfektion.
** Das Interview haben wir im März 2020 geführt.
Bildnachweise:
iStockphoto/BlackJack3D; Illustration: scientificanimations.com/CC BY-SA 4.0; privat