DIE MEISTEN HOBBYLÄUFER SIND LAUT EXPERTEN ZU SCHNELL UNTERWEGS. DAS KANN BEIM SLOW JOGGING NICHT PASSIEREN: DIE SPORTART ZEICHNET SICH DURCH EIN SEHR GEMÄCHLICHES TEMPO UND EINE ANDERE LAUFTECHNIK AUS.
Wer mit dem Laufen anfängt, hat meist keine Probleme damit, es langsam angehen zu lassen. Dabei etwa 180 Schritte in der Minute zu machen, ist allerdings schon ungewohnt. Statt langsam zu laufen, muss man eher trippeln: „Stellen Sie sich vor, Sie würden Seil springen, nur ohne das Seil“, sagt Meike Krebs. Sie ist ehemalige Profi-Triathletin, Sportwissenschaftlerin und heute Fan und Trainerin von Slow Jogging. Der große Vorteil der kleinen Schritte: Man landet automatisch auf dem Mittelfuß, also dem Fußballen. Das ist langfristig schonender als der Fersenlauf, den Laufanalysen von Meike Krebs zufolge 90 Prozent der Freizeitläufer praktizieren. Auf die Gelenke wird beim Slow Jogging nur geringer Druck ausgeübt – gerade so viel, dass das Knorpelgewebe geschmeidig gehalten wird, aber nicht die starken Stöße des schnellen Laufens abfedern muss. Das beugt den typischen Verletzungen und Verschleißerscheinungen durch herkömmliches Joggen, beispielsweise an Knie und Rücken, vor. Hilfreich: Auf slowjogging.de gibt es ein Video, das einen Eindruck vom Laufstil vermittelt.
TIPP
Unter slowjogging.de finden Sie Infos und zertifizierte Trainer. Kurse und Laufgruppen sind erst im Aufbau. Alternativ schlägt Meike Krebs vor: „Nehmen Sie zum Einstieg eine Stunde bei einem Trainer. Mit dem Input können Sie ein paar Monate gut allein trainieren. Danach überprüfen Sie mit dem Trainer, ob Sie auf einem guten Weg sind.“
Laufend lächeln
Slow Jogging wurde vom japanischen Sportphysiologen Prof. Dr. Hiroaki Tanaka entwickelt. Er wollte mit dieser Art der Bewegung möglichst vielen Menschen eine gesunde sportliche Betätigung ermöglichen. Der Wettkampfgedanke ist dem Slow Jogging fremd. Es geht nicht um eine bessere Zeit, sondern ums Genusslaufen. Die Strecken sollen im „Niko-Niko-Tempo“ absolviert werden – abgeleitet vom japanischen Wort für „lächeln“. Beim Slow Jogging bleibt der Gesichtsausdruck also entspannt, und Unterhaltungen mit dem Laufpartner sind jederzeit drin. Doch was ist mit dem Gedanken, dass Sport richtig anstrengend sein muss, damit er etwas bringt? Tatsächlich verbraucht Slow Jogging auf gleicher Distanz doppelt so viele Kalorien wie das Walking und in etwa genauso viele wie schnelles Laufen. „Langfristig ist Slow Jogging also sogar effizienter als das herkömmliche Laufen, denn ich kann es jeden Tag ausüben“, erklärt Meike Krebs. „Während man sonst lauffreie Tage braucht, damit der Körper sich regeneriert, erholt er sich beim Slow Jogging quasi schon
während des Laufens.“
SLOW JOGGING IST GEEIGNET FÜR:
- Laufanfänger jeden Alters (weil sehr viel Wert auf Technik gelegt wird, Kraft und Schnelligkeit kann man immer noch draufsatteln)
- Übergewichtige (weil es nicht die Gelenke belastet und hilft, schonend abzunehmen)
- Senioren und Menschen mit orthopädischen Vorerkrankungen (weil der Körper gefordert, aber nicht überfordert wird)
Andere Schuhe und viel Zeit
Also die Laufschuhe schnüren und lostrippeln? Moment! Es fängt schon beim Schuh an: Die meisten Laufschuhe sind im Fersenbereich sehr verstärkt, sodass der Fuß automatisch immer auf dem Absatz auftritt – auf dem Mittelfuß aufzusetzen ist fast unmöglich. Der Expertentipp: „In einem Lauf-Fachgeschäft werden Sie Schuhe für das Laufen auf dem Mittelfuß finden. Sie sind an der Ferse kaum erhöht, der Fachbegriff lautet ,flache bis mittlere Sprengung‘.“ Auch in den gemächlichen Laufstil sollte man unbedingt langsam einsteigen. „In den ersten Laufwochen wechselt man zwischen einer Minute slow joggen und einer Minute walken/gehen und dehnt die Slow-Jogging-Zeiten dann Schritt für Schritt aus“, erklärt Meike Krebs. Etwa ein halbes Jahr dauert es, bis sich der Körper an den neuen Laufstil gewöhnt hat und man in sauberer Technik etwa dreimal die Woche eine Stunde laufen kann. Doch die Erfahrung der ehemaligen Triathletin: „Es lohnt sich! Mir hat das Laufen selten so viel Freude gemacht.“

Der richtige Laufschuh ist an der Ferse kaum erhöht. Das erleichtert das Auftreten auf dem Mittelfuß.
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