Start 2/2023 FREI LAUFENDE FÜßE

FREI LAUFENDE FÜßE

von Nicole Bichler

DER SOMMER EIGNET SICH HERVORRAGEND, UM ÖFTER MAL DIE SCHUHE AUSZUZIEHEN UND BARFUß ZU LAUFEN. DAS MACHT NICHT NUR SPAß, SONDERN STÄRKT AUCH DIE FÜßE UND SORGT FÜR EINE GUTE HALTUNG.

Das ganze Jahr über stecken unsere Füße in Schuhen, und nicht selten muten wir ihnen Modelle zu, die zwar schick, aber zu eng oder zu hoch sind und häufig auch aus unnachgiebigem Material bestehen. Über die Jahre schränken sie die Funktion der Füße deutlich ein. Die Fußmuskulatur verkümmert, Bänder und Sehnen bilden sich zurück, und die Rezeptoren in den Fußsohlen, die wie feinste Fühler arbeiten und zum Beispiel schiefes Auftreten im Normalfall sofort ausgleichen würden, funktionieren nicht mehr einwandfrei. Neben orthopädischen ­Problemen wie Knick-, Senk- oder Spreizfüßen ist somit auch der Bewegungs- und Halteapparat betroffen.

Aktives Gehen

Es lohnt sich also, öfter mal die Schuhe abzustreifen und barfuß zu laufen. Ihre Füße können sich uneingeschränkt bewegen und beim Gehen vollständig abrollen. Das stärkt sowohl die Fuß- und Wadenmuskulatur als auch Bänder und das Fußgelenk. Alles zusammen fördert eine aufrechte Körperhaltung. Vielleicht stellen Sie auch fest, dass Sie den Fuß anders aufsetzen. Barfußläufer tendieren dazu, vermehrt mit dem Vorfuß zuerst aufzusetzen und weniger ­mit der Ferse. Durch den so entstehenden höheren Muskeleinsatz können Aufprallkräfte besser abgefangen werden, was Gelenke und die Wirbelsäule entlastet.

Nackte Kinderfüße auf Holzscheit im Wald

Wenn Sie zu Hause auf Socken laufen, erreichen Sie damit einen ähnlichen Effekt wie beim Barfußlaufen.

Früh anfangen

Kinder lieben es, ohne Schuhe herumzutoben. Das hält nicht nur ihre Füße gesund, sondern beeinflusst auch ihre motorische Entwicklung positiv. So fördert das Barfußlaufen beispielsweise den Gleichgewichtssinn des Kindes, verbessert sein Körpergefühl, sorgt für mehr Stand- und Trittsicherheit sowie eine bessere Stabilität und Bodenhaftung.

Sie haben Sorge, dass Ihr Kind mit nassen und kalten Füßen häufiger krank wird? Dann können wir Entwarnung geben. Das Barfuß­laufen aktiviert sogar die körpereigene Temperaturregulierung und Immunabwehrkräfte. Wichtig ist allerdings, barfuß in Bewegung zu bleiben. Kommt Ihr Kind aus dem Garten oder Sandkasten ins Haus und zur Ruhe, sollten ­kalte Füße in Socken aufgewärmt werden.

Zehenschuhe
Menschen laufen barfuß über verschiedene Untergründe

Trendy unterwegs

Bereits in den 1990er Jahren sind in Deutschland vielerorts Barfußpfade entstanden, wo ­Sie auf Mulch und Steinchen gehen oder durch Matsch waten können. Inzwischen hat sich das Barfußlaufen zu einem ge­sunden Trend ent­wickelt, auf den auch die Industrie mit sogenannten ­Barfußschuhen oder Zehenschuhen reagiert hat. Sie vermitteln den ­Füßen ein Barfußgefühl, schützen aber mit sehr dünner und flexibler Sohle vor Verletzungen. Wenn Sie umsteigen möchten, sollten Sie dies aber langsam tun. Fuß, Muskulatur und Sehnen müssen sich erst einmal an die ungewohnte Belastung gewöhnen – das gilt umso mehr fürs Joggen in Barfußschuhen.

WER SOLLTE NICHT BARFUß LAUFEN?
Wenn Sie unter strukturellen Schäden im Fuß leiden, wie etwa einer Arthrose, oder generell Schmerzen beim Gehen haben, sollten Sie aufs Barfußlaufen verzichten oder einen Orthopäden befragen. Die stärkere Belastung des ­Fußes könnte Schmerzen noch  verschlimmern. Auch für Dia­betiker ist das Laufen ohne ­Schuhe nicht empfehlenswert. Sie sollten Verletzungsrisiken unbedingt vermeiden, weil Wunden bei ihnen schlechter heilen.

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