LAGERN SICH BLUTFETTE IN EINEM GEFÄß AB UND FOLGT DARAUS EINE ENTZÜNDUNG DES BLUTGEFÄßES, SPRECHEN MEDIZINER VON EINER ATHEROSKLEROSE. DIE CHRONISCHE KRANKHEIT IST URSACHE VON SCHLAGANFALL UND HERZINFARKT.
So entstehen Ablagerungen
Medizinische Laien stellen sich eine Gefäßverengung oft vor wie die Verdichtung eines Rohres durch hängen bleibende Partikel. Doch bei Blutgefäßen funktioniert das anders. Zwar können sich auch dort winzige Partikel ablagern, sie werden aber durch den pulsierenden Blutstrom abgelöst und weitergetragen. Problematisch wird es erst, wenn die innere Schicht der Arterie beschädigt ist. Dann können beispielsweise Fette oder Blutgerinnsel in die darunterliegende Schicht einwandern, worauf der Körper mit einer Entzündung reagiert. Diese wiederum beschädigt die innere Zellschicht. In der Folge bilden sich sogenannte Schaumzellen innerhalb der Gefäßwand, in denen sich zusätzlich Kalk und andere Stoffe ablagern können. Dies ist dann die atherosklerotische Plaque.
Die Gefäßwände werden mit der Zeit spröde, bis sie schließlich verhärten. Infolgedessen verringert sich der Durchmesser der Arterie, und es gelangen weniger Blut und Sauerstoff zu den Organen. Lösen sich Teile der Ablagerungen und verschließen Gefäße, drohen Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) – eine Durchblutungsstörung der Beine oder Arme.
Bahnbrechende Entdeckung
An erkrankten Blutgefäßen sammeln sich weiße Blutkörperchen des Immunsystems und bilden regelrechte Aggregate, um Blutfette aufzunehmen. Da Mediziner wissen, dass das Immunsystem mit dem Nervensystem verbunden ist, fragten sich der Biomediziner Dr. Sarajo Mohanta von der LMU München und sein Team, ob eine erkrankte Arterie möglicherweise sogar direkt mit dem Nervensystem kommuniziert. Tatsächlich haben die Forscher in der Außenschicht der atherosklerotischen Arterie im Tiermodell Rezeptoren entdeckt – eine Art molekulare Fühler, die erkennen, wo sich Plaques und Entzündungen befinden. Sie melden dies durch elektrische Signale der Nervenbahnen über das Rückenmark ans Gehirn. Dieses wiederum verarbeitet die Signale und sendet seinerseits Signale über das Rückenmark und periphere Nerven zurück in das erkrankte Blutgefäß. Bei der Rückmeldung aktiviert es allerdings auch das vegetative Nervensystem und signalisiert Stress. Die Folge: Es wandern noch mehr Immunzellen in die Außenschicht der Arterie ein. Die Entzündung und damit die Atherosklerose verschlechtert sich.
AUSZEICHNUNG
Im November 2022 wurde Dr. Sarajo Mohanta mit dem renommierten August Wilhelm und Lieselotte Becht-Forschungspreis der Deutschen Stiftung für Herzforschung ausgezeichnet.
Neuer Behandlungsansatz
Diese Erkenntnisse haben in weiterer Zukunft enorme Bedeutung für die Behandlung einer Atherosklerose. Denn weitere Versuche im Tiermodell zeigen, dass die Ablagerungen tatsächlich zurückgehen, wenn die Nervenbahnen zwischen dem erkrankten Blutgefäß und dem Gehirn durchtrennt werden.
So beugen Sie vor
Mit einem gesunden Lebensstil können Sie einer Atherosklerose vorbeugen oder die Entstehung von Plaques zumindest verlangsamen. Wichtig ist, Bluthochdruck und Übergewicht zu vermeiden, nicht zu rauchen und die Blutfette im Normbereich zu halten.
Achten Sie bei der Ernährung auf wenig Zucker und ausreichend Ballaststoffe, zum Beispiel aus Obst und Gemüse, Hafer und Hülsenfrüchten. Bevorzugen Sie bei Fetten pflanzliche Quellen wie etwa Nüsse oder Leinsamen, und essen Sie darüber hinaus ein- bis zweimal pro Woche fetten Seefisch für eine gute Omega-3-Versorgung – oder alternativ pflanzliches Algenöl. Regelmäßige Bewegung rundet Ihr Vorsorgeprogramm ab.
* Atherosklerose: Die der Arteriosklerose zu Grunde liegenden Veränderungen der Gefäßwand (Springer Lexikon Medizin).
Quelle: Deutsche Herzstiftung/weg (www.herzstiftung.de)
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