REGELSCHMERZEN KÖNNEN FIES SEIN. DOCH BEI ENDOMETRIOSE – WUCHENDER SCHLEIMHAUT AUßERHALB DER GEBÄRMUTTER – HERRSCHT WÄHREND UND AUCH AUßERHALB DER „TAGE“ AUSNAHMEZUSTAND.
Das Kuriose an Endometriose ist, dass sie wie in der Gebärmutter dem Einfluss der Hormone Östrogen und Progesteron unterliegt: An Endometriose-Herden treten „Minimenstruationen“ auf – eine Sisyphusarbeit für das Immunsystem, dieses Blut, das nicht nach außen abfließen kann, wieder loszuwerden. Das gelingt kaum, ohne dass es zu Entzündungen mit Narbenbildung kommt.
Vielfältige Wucherungen
Endometriose „befällt“ Eierstöcke, Darm, Bauchfell und manchmal sogar Organe wie Lunge oder Niere. Sie breitet sich mitunter auch auf tieferes Gewebe aus und beeinträchtigt dann schon mal Nerven, Lymphknoten oder Muskelschichten. Verwachsungen können sich mit der Zeit um innere Organe herumwickeln, netzartige Strukturen von einem zum anderen Organ bilden oder sich ans Bauchfell anheften. „Was als frühe Verwachsung in der Bauchfellhöhle begann, kann zu einem steinfesten Gewebe werden“, hat der Endometriose-Experte Dr. Tamer Seckin beobachtet.* Die Folge: eine schillernde Palette an ganz unterschiedlichen Symptomen und chronischen Schmerzen.
HILFE ZUR SELBSTHILFE
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Symptome bei Endometriose:
- extrem schmerzhafte, sehr starke, lang anhaltende Regelblutungen mit „Killerkrämpfen“, sodass der Alltag kaum bewältigt werden kann
- schwere Magen-Darm-Beschwerden, Schmerzen beim Stuhlgang oder bei jeder Darmbewegung, vor allem während der Periode
- Schmerzen beim Sex
- Neuropathie zum Beispiel des Ischiasnervs
- starke Schmerzen in Unterleib, Beinen, Wirbelsäule, insbesondere während der Regel
- Nieren- und Blasenprobleme
- Fatigue: ein permanenter Ermüdungszustand aufgrund der chronischen Entzündung
- Unfruchtbarkeit
Bei der Vielzahl an Beschwerden wird meist an andere Erkrankungen gedacht, nicht jedoch an Schleimhautwucherungen im Unterleib: zum Beispiel an ein Reizdarmsyndrom oder eine Blinddarmentzündung, was schon mal zu überflüssigen OPs führen kann. Dadurch wird Endometriose häufig erst nach einem längeren Leidensweg diagnostiziert. Hinzu kommt, dass ein Mädchen, dessen erste Regel schon extrem schmerzhaft verläuft, eher ein Schmerzmittel in die Hand gedrückt bekommt, als dass die Ursachen dafür hinterfragt werden. Schmerzen werden häufig als normal angesehen. Endometriose hat eine erbliche Komponente: Ist die Mutter oder Großmutter betroffen, kann es auch die Tochter sein.
Diagnose und Therapie
Nach Ultraschall und MRT werden die Endometriose-Herde mittels Laparoskopie (Bauchspiegelung) optisch identifiziert und mikroskopisch untersucht. Mithilfe der laparoskopischen Chirurgie werden alle Herde schonend herausgeschnitten. Dafür genügen kleinere Bauchschnitte. Wurden Schleimhautherde entfernt, können später allerdings wieder neue auftreten und eine erneute OP erforderlich machen.
BUCHTIPP*
Der Frauenarzt Dr. Tamer Seckin klärt in seinem Buch umfassend über „das Chamäleon der Gynäko-
logie“ auf. Tamer Seckin: Endometriose. Mehr als nur Regelschmerzen. Die unerkannte Frauenkrank-
heit verstehen und behandeln.
272 Seiten. Softcover. mvg verlag. 16,99 Euro. ISBN 978-3-7474-0056-2
ENDOMETRIOSE
176
Millionen Frauen
sind weltweit
von Endometriose betroffen,
in Deutschland gibt es
jährlich 30.000 Neuerkrankungen.*
* www.endometriose-vereinigung.de/was-ist-endometriose.html
1. Uterus
2. Eileiter
3. Endometriose
4. Eierstock
5. Eierstockband
6. Gebärmutterschleimhaut
7. Gebärmutterhalskanal
8. Vagina
Bildnachweis (von oben nach unten):
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