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Start 3/2022 DAS GEHEIMNIS INNERER STÄRKE

DAS GEHEIMNIS INNERER STÄRKE

von Nicole Bichler
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SCHWIERIGE ZEITEN, SCHICKSALSSCHLÄGE ODER WICHTIGE UMSTÄNDE – IM LEBEN LÄUFT LÄNGST NICHT IMMER ALLES GLATT. WER JEDOCH ÜBER EINE GUTE PSYCHISCHE WIDERSTANDSKRAFT VERFÜGT, KANN KRISEN LEICHTER ÜBERWINDEN.

Manche Menschen scheinen die Zuversicht nie zu verlieren und schöpfen schnell wieder neuen Mut nach besonderen Belastungen – sie ­haben eine ausgeprägte seelische Widerstandskraft, die Wissenschaftler auch Resilienz nennen. Was das Immunsystem für den Körper ist, scheint Resilienz für die Psyche zu sein: eine Art seelischer Schutzschild. Resiliente Menschen erleben Krisen zwar genauso schmerzhaft wie andere, doch der Schmerz lähmt sie nicht. Sie vertrauen auf ihre Handlungskraft und sind überzeugt, einen Ausweg aus der Situation zu finden.

Wie entsteht Resilienz?

Ein Teil unserer Widerstandskraft ist wohl in unserem Gehirn bereits verankert, doch Forschende gehen davon aus, dass sich Resilienz vor ­allem erst im Laufe des Lebens entwickelt. Welche Faktoren hierbei ­eine Rolle spielen, ist zwar nicht abschließend geklärt. Wichtig scheint jedoch zu sein, dass wir in unserer Kindheit eine verlässliche Bezugsperson hatten, gleichzeitig aber nicht überbehütet aufwuchsen. Kinder von Eltern, die stets alle Hürden aus dem Weg geräumt haben, sind häufig weniger resilient als solche, die lernen durften, Probleme auch selbst zu lösen.  Im späteren Leben wirkt sich darüber hinaus ein tragfähiges soziales Netz positiv auf die Entwicklung von Resilienz aus. Denn das Bewusstsein darüber, dass Mitmenschen uns fördern und in Krisensituationen zur Seite stehen können, entlastet die Psyche, reduziert Stress und gibt Zuversicht. So kann Vertrauen entstehen, dass sich manches zum ­Guten wenden lässt. Zu den wichtigen Faktoren für Resilienz gehört deshalb auch die Fähigkeit, auf Mitmenschen zuzugehen und soziale Bindungen zu knüpfen.

Resilienz lässt sich trainieren

In jedem Alter können wir unsere psychische Widerstandskraft stärken. Diese Übungen ­helfen dabei:

  • Übernehmen Sie so oft es geht Verantwortung. Sie macht uns bewusst, dass wir unser Leben gestalten können und auch sollten. Wer in Krisensituationen Verantwortung abgibt, findet sich schneller in der Opferrolle wieder, die klein macht anstatt stark.
  • Versuchen Sie, Probleme von verschiedenen Seiten zu betrachten. Oft birgt eine zunächst belastende Situation auch Chancen, die es zu erkennen gilt.
  • Schieben Sie Entscheidungen nicht auf die lange Bank. Uner­ledigtes belastet die Seele und ­aktiviert Emotionen wie Ängste und Unsicherheit. Eine Entscheidung zu treffen hingegen setzt ­positive Energie frei.
  • Pflegen Sie Freundschaften und verbringen Sie regelmäßig Zeit mit Menschen, die Ihnen guttun – am besten von Angesicht zu Angesicht.
  • Helfen Sie anderen, wann immer es eine Gelegenheit dafür gibt. Es macht nicht nur glücklich, sondern verdeutlicht uns auch die eigenen Fähigkeiten, etwas bewegen zu können.
  • Halten Sie regelmäßig – und wenn es auch nur kurz ist – inne und nehmen Sie sich Zeit für eigene Bedürfnisse.

Wenn Sie sich solche Tipps zur Gewohnheit machen, werden Sie optimistischer und gewinnen Schritt für Schritt mehr Selbstvertrauen.

BEDEUTUNG
Der Begriff Resilienz kommt aus der Physik und beschreibt hier die ­Eigenschaft von elastischem
Material wie etwa Gummi, stets in die ursprüngliche Form zurückzufinden.

RESILIENZFORSCHUNG
Das Leibniz-Institut für Resilienzforschung (LIR) in Mainz hat sich zum Ziel gesetzt, Resilienzmechanismen neurologisch zu verstehen und Maßnahmen zu entwickeln, welche die psychische Widerstandskraft fördern. Mehr Informationen über die Arbeit des LIR finden Sie auf www.lir-mainz.de

Grafik: Säulen der Resilienz

Bildnachweis:
iStock /kieferpix, /bsd555