DAS IM WORTSINNE HERVORSTECHENDSTE AN ULM IST DER TURM SEINES GOTISCHEN MÜNSTERS – DER HÖCHSTE KIRCHTURM DER WELT! ABER ES GIBT VIEL MEHR ZU SEHEN IN DER STADT AN DER DONAU, INKLUSIVE DER SCHWESTERSTADT NEU-ULM, DIE NUR EINE BRÜCKE WEIT ENTFERNT LIEGT.
Es ist eine spannende Mischung aus Alt und Neu im Zentrum der baden-württembergischen Stadt Ulm. Historisches mischt sich mit architektonischer Avantgarde des 20. Jahrhunderts, und man würde am liebsten in alle Richtungen gleichzeitig loslaufen. Aber als Erstes geht es zum Münster. Denn es ist gewissermaßen unmöglich, das 161,53 Meter hohe Wahrzeichen der Stadt zu ignorieren. Aus allen Richtungen weist es den Weg. Und es hat eine faszinierende Geschichte: 1377 als römisch-katholisches Gotteshaus geplant, wurde es nach der Reformation als evangelische Kirche weitergebaut und schließlich rund 500 Jahre später, nämlich 1890, fertiggestellt. Den Zweiten Weltkrieg überstand es weitgehend unversehrt. Besonders charmant ist der Besuch an einem Mittwoch oder Samstag, wenn auf dem Münsterplatz ein bunter Lebensmittelmarkt stattfindet.
Fachwerkhäuser am Flüsschen Blau
Vom Münsterplatz aus können Sie sich in den Straßen und Gassen verlieren, traditionsreiche und angesagte Geschäfte oder Cafés und Restaurants besuchen. Oder Sie richten den Schritt nach Südwesten ins Fischerviertel, das eigentlich ein historisches Gerberviertel ist. Das Flüsschen Blau schlängelt sich hier zwischen gepflegten Fachwerkhäusern durch, von denen das sogenannte Schiefe Haus sicher das beliebteste Fotomotiv ist. Aber auch viele andere wie das Zunfthaus, die Lochmühle oder das „Schöne Haus“ bieten historisches Flair.
Der Berblinger Turm schraubt sich schwindelerregend in die Höhe. Er wurde errichtet zu Ehren von Albrecht Ludwig Berblinger, dem Schneider von Ulm, der auch als Erfinder und Flugpionier in die Geschichte einging.
Noch heute befindet sich der Amtssitz des Bürgermeisters im historischen Rathaus. An seiner Südostecke hängt eine Gedenktafel des Astronomen und Mathematikers Johannes Kepler.
Weiter geht es zum Schwörhaus
Das heutige Stadtarchiv steht ganz im Zeichen einer Ulmer Tradition, des Schwörmontags im Juli. „Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein“, sich also für alle Bürger gleichermaßen einzusetzen, lautet der Schwur des Ulmer Stadtoberhaupts seit mindestens 1345 und bis heute. Ein guter Anlass, ausgelassen zu feiern! Am Schwörmontag ist ganz Ulm auf den Beinen und auf dem Wasser.
Nicht weit vom Schwörhaus befindet sich das Rathaus – ein weiteres Highlight für Liebhaber historischer Gemäuer: Der älteste Teil entstand bereits 1370. Die Fassade ist reich bemalt und mit einer astronomischen Uhr von 1520 geschmückt.
Das Schiefe Haus im Fischerviertel mutet so kurios an, dass Besucher gerne zur Kamera greifen.
Auf nach Süden: Neu-Ulm wartet
Jetzt ist ein guter Moment, um sich nach Süden zu wenden und über die Brücke von Baden-Württemberg nach Bayern zu laufen. Denn Neu-Ulm erreichen Sie sehr bequem zu Fuß. Der Spaziergang lohnt sich vor allem wegen der hinreißend schönen Kirche St. Johann Baptist des Architekten Dominikus Böhm.
Wegweisendes Design
Wir wechseln wieder nach Baden-Württemberg: Etwas außerhalb der Ulmer Weststadt befindet sich ein Ort, der für die Entwicklung modernen Designs von großer Bedeutung war – die Hochschule für Gestaltung, kurz HfG, in den 1950er Jahren nach Plänen von Max Bill errichtet. Sie entstand nach dem Vorbild des Bauhauses Dessau. Bis in die 1960er Jahre studierten hier junge Leute bei Otl Aicher und anderen Designgrößen – sie sollten Deutschland visuell prägen. Das HfG-Archiv erzählt die Geschichte der Hochschule in einer Dauerausstellung.
Albert Einstein
Der berühmteste Sohn der Stadt ist der große Physiker Albert Einstein (1879–1955). Mehrere öffentliche Gebäude, Denkmäler und Kunstobjekte erzählen seine Geschichte. Die Volkshochschule am Kornplatz 5 beispielsweise präsentiert eine Dauerausstellung mit Bildern aus dem Leben des genialen Wissenschaftlers, sein Denkmal mit 24 Granitquadern finden Sie in der Bahnhofstraße, und am historischen Zeughaus können Sie über einen witzigen Einsteinbrunnen schmunzeln, der den Physiker von seiner spöttischen Seite zeigt.
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