Start 3/2024 Was tun gegen Umwelthormone?

Was tun gegen Umwelthormone?

von Lars Scheumann

Sie sind unsichtbar und meistens auch geruchs- und geschmackslos: Viele problematische Substanzen in unserem Alltag bemerken wir nicht. Trotzdem können sie toxisch wirken und unserer Gesundheit schaden. Ganz verbannen lassen sich die Krankmacher zwar nicht, aber deutlich reduzieren.

Wer etwas über Umweltgifte hört, denkt vielleicht an rauchende Industrieschlote in der Ferne, aber vermutlich nicht an die gerade gekaufte Wurst in der Plastikverpackung. Oder an Gummistiefel und Funktionskleidung von den Kindern. Doch leider sind gesundheitsgefährdende Schadstoffe überall. Eine Gruppe dieser Schadstoffe gehört zu den Endokrinen Disruptoren (EDs). Diese nennt man umgangssprachlich auch Umwelthormone, weil sie eine hormonähnliche Wirkung haben.

Wo sind Umwelthormone enthalten?

Umwelthormone stecken in Pestiziden, aber auch in Kosmetik sowie in etlichen Plastikverpackungen und -produkten: Sie können unbemerkt über die Haut, die Atemluft und die Nahrung in unseren Körper eindringen, sich einlagern und im schlimmsten Fall Krankheiten auslösen.

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Welche Auswirkungen sind möglich?

Es wird vermutet, dass eine Belastung mit Umwelthormonen Allergien und Unfruchtbarkeit auslösen kann. Aber auch Erkrankungen, die hormonelle Ursachen haben, z. B. Brust- und Prostatakrebs, sind möglich.

Aktuell haben Forscher den Einfluss auf die Schilddrüse beschrieben: Eine ED-Belastung kann die Entwicklung und den Verlauf der Autoimmunerkrankung Morbus Hashimoto verstärken. Bei dieser greifen körpereigene Antikörper das Immunsystem an und zerstören die Schilddrüse. Außerdem können Umwelthormone u. a. auch das Risiko für Schilddrüsentumore erhöhen.

Ungeborene Babys sind ebenfalls gefährdet: „Eizellen und Fötus ‚baden‘ gewissermaßen in einem ED- und Chemikalien-Mix“, so Prof. Dr. Josef Köhrle vom Institut für Experimentelle Endokrinologie an der Charité in Berlin. Dies kann die Schilddrüsen- und Gehirnentwicklung negativ beeinflussen.

Klick ins Netz

  • Eine Auflistung aller Schadstoffe und ihrer Wirkung finden Sie unter:
    www.nestbau.info
  • Der Verbraucherschutz bietet online eine Schadstoffberatung an. Hier können Sie Fragen z. B. zu Schadstoffen im Haushalt oder bei der Renovierung stellen:
    www.verbraucherzentrale.nrw/schadstoffe

Augen auf beim Einkauf

Je weniger Kontakt wir zu Umwelthormonen haben, desto geringer ist das Risiko, dass sie sich im Körper anreichern.

  • Vermeiden Sie Kunststoffprodukte, wann immer es geht. Sie enthalten häufig Phthalate als Weichmacher. Besonders problematisch: Weich-PVC (auf der Verpackung mit Recycling-Code 03 vermerkt) und Polycarbonat PC (Recycling-Code 07).
  • Greifen Sie möglichst oft zu unverpackten Lebensmitteln. Geht dies nicht, dann Plastikverpackung zumindest zu Hause sofort entfernen.
  • Ob Duschlotion, Hautcreme oder Wimperntusche: Wählen Sie nach Möglichkeit Naturkosmetik – sie ist frei von synthetischen Stoffen wie Parabenen und Triclosan.
  • Scannen Sie mit Verbraucherschutz-Apps den Strichcode von (Beauty-) Produkten, so können Sie sekundenschnell herausfinden, ob problematische Substanzen enthalten sind.
  • Neue Kleidung immer mindestens einmal vor dem Tragen waschen.
  • Bei Funktions- und Outdoorbekleidung überlegen, ob sie sein müssen. Denn sie enthalten oft gesundheitsschädliche PFAS (Perfluorierte Chemikalien).

Bildnachweis:
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